Prost Wikinger

Erinnert sich noch einer an die Schiffstaufe der „Freyja“ anno 2001? Das 15m lange Holzboot nach alten Plänen, das Dieter Falke mit den arbeitslosen Premnitzer Jugendlichen gebaut hatte? Idealismus, ja: Entdeckerfreude durchwehte das Projekt – irgendwie brach da eine darbende Region zu neuen Ufern auf. Das hatte tatsächlich etwas Wikingerhaftes, etwas Zukunftsgreifendes.
Hinter diesem anfänglichen Idealismus blieb die tatsächliche Nutzung des Schiffs von Anfang an weit zurück. Hochzeiten, Ausflüge gingen mal an Bord, aber ein Publikumsmagnet wurde die „Freyja“ nicht. Fehlendes Marketing? Nachlassende Euphorie? Auch der Semliner Gastronom Heiko Zirk scheint mit dem Schiff keine schwarzen Zahlen geschrieben zu haben; zwei Jahre nach der Übernahme hat er nun das gemacht, was man heutzutage mit unrentablen Objekten zu machen pflegt: Er hat das Schiff bei eBay versteigert.
So findet die „Freyja“ in Düsseldorf einen neuen Hafen. Beziehungsweise: Eine neue Standfläche. Denn als rollendes Getränkeunikum dümpelt der Kahn künftig auf dem Weihnachtsmarkt herum. Da können dann Besucher Met aus Hörnern saufen und sich über den robusten Bau des neuen Bierwagens freuen.
„Sic transit gloria mundi“ ist kein Wikingerspruch, sondern Latein; es heißt „so vergeht der Ruhm der Welt“. Die Wikinger haben dem Dorf den Rücken gedreht; die Bockwindmühle wurde schon in den Sechzigern abgerissen. Und wir Zurückgelassenen hoffen, dass wenigstens die Kirche im Dorf bleibt und sich nicht irgendwann mangels Besuchern auf einem digitalen Schnäppchenmarkt zum hölzernen Sauf-Gaudi machen lässt.