So schwierig hatte sich Alfred Mantau die Sache sicher nicht vorgestellt. Sein Vorschlag, den zentralen, bisher unbenannten Dorfplatz nach dem Namen des 1944 von den Nationalsozialisten ermordeten Schriftsteller Axel Rudolph zu benennen, der seit 1936 im Dorf lebte, wurde vom Ortsbeirat einstimmig unterstützt und sollte im Frühjahr von den Einheimischen diskutiert werden. Doch neben viel Zustimmung gab es auch einige erbitterte Gegner des Vorhabens – und die machten ihrer Ablehnung des Vorhabens teils polemisch Luft. Kann ein Mann, der in einem eher „künstlerischen“ Lebensstil Entspannung vom Schreiben seiner 65 Romane suchte, Namenspate eines Dorfplatzes sein? Nein, beharren die Gegner: nur mit einem moralisch einwandfreien Lebenswandel taugt jemand zum Vorbild. Dass es gar nicht um die Würdigung eines Lebenswandels geht, sondern um die Frage, ob ein Dorf sich seiner Vergangenheit stellt und die Denunziation und Hinrichtung von Axel Rudolph endlich auch von offizieller Seite als Unrecht herausgestellt wird, wird dabei geflissentlich übersehen. Auch die Nachforschungen der Gestapo brandmarkten seinerzeit Rudolphs sexuellen Eskapaden, das ansehnliche Register an Zechprellereien und Mietschulden und die Tatsache, dass der Mann es mit der Wahrheit mitunter nicht sehr genau nahm. Doch was vor 70 Jahren einen Menschen unter Generalverdacht stellte und letztlich zu seiner bestialischen Ermordung führte, sollte uns heute nicht mehr davon abhalten, das zu tun, was richtig ist: Zu sagen „Nie wieder!“ – ein Bekenntnis, das mit einer Platzbenennung in Semlins Mitte seinen überzeugendsten Ausdruck fände.
(Abbildung: Semliner Dorfansicht mit der hervorgehobenen Fläche des künftigen Axel-Rudolph-Platzes.)
Alfred Mantau (*1941) war bis Juni 2020 – nach einer Vielzahl kurzfristiger Besetzungen des Postens – der langjährigste Ortsvorsteher unseres Dorfes. Alle sagten „Bürgermeister“ zu ihm: Weil er über all die Jahre irgendwie der Vater dieses Dorfs geworden ist.
Unser langjähriger „Bürgermeister“ verabschiedet sich nun in den wohlverdienten Ruhestand. Sein Engagement, seine Ausdauer, sein ausgleichendes Temperament und seine empathische Fürsorge werden uns sehr fehlen.
Wir wünschen ihm von Herzen alles Gute!
Lieber Herr Keune, Gratulation zur Umgestaltung des Auftritts von Semlin.
In einer TV-Serie sagen sie immer: Geht doch! Also vielen Dank.
Meine Meinung zur Namensgebung des gegenwärtig namenslosen Platzes hatte ich Ihnen schon früher kundgetan. Unglücklicherweise kann ich wohl nicht an der Abstimmung parallel zur Bundestagswahl in Semlin teilnehmen, wenn es überhaupt an dem Tag zu der in einer Bürgerversammlung beschlossenen Abstimmung kommt. Ich lehne den Axel-Rudolf-Platz weiterhin ab und bitte Überlegungen über würdigere Namen oder ganz einfach Kirchplatz.
Unsere schöne alte Dorfkirche wird viel zu wenig gewürdigt.
Auch wenn die Semliner nicht oder selten in die angebotenen Gottesdienste gehen, „lieben“ sie ihre Kirche.
Viele Grüße von der Elbe an den Semliner See
Jörg Rowe
PS. Könnten Sie sich vielleicht darum bemühen, dass unser See nicht Hohennauener See,
sondern Semliner See heißt, zumindest in der Weichbildgrenze des Dorfes.