Hilfe, die Boote kommen!

Während auf dem See die herbstlichen Segel flattern und beim Drei-Seen-Lauf fast 1.000 Läufer/innen nach dem Lauf Erfrischung im kühlen Nass suchten, zieht am Gesetzgeberhorizont eine Sturmflut auf. Noch im September will die Bundesregierung ein FDP-initiiertes Gesetz auf den Weg bringen, mit dem die Motorboot-Lobby ihren bisher gröbsten Coup landet. Schon ab 2013 sollen Motorboote bis 15 PS ab 16 Jahren und ohne Führerschein gefahren werden dürfen.

Wer sich auf dem Wasser ein bisschen auskennt, staunt Bauklötze. Ohne Führerschein? Allein die komplexen Ausweichregeln zwischen Seglern, Kanuten, Schwimmern, Motorbooten und Verkehrsschifffahrt füllen ganze Bände. Das alles muss künftig nicht mehr gelernt und geprüft werden, Sohnemann greift sich Papas Acht-Meter-Boot und knallt übern See. Dort gelten laxe Geschwindigkeitsregeln: 100m vom Ufer gilt ein Schutzstreifen mit 12,5 km/h, außerhalb sind 25 km/h erlaubt. Und weil das neue Gesetz keine Geschwindigkeitsbeschränkung vorsieht, darf dieses fürs Wasser sehr heftige Tempo auch gefahren werden.

Die Leidtragenden sind die üblichen Verdächtigen: Kanuten, die in den Bugwellen kentern; Ufervögel, deren Nester aus dem Schilf schwappen; und Schwimmer, die außerhalb der Uferbereiche schlicht in Lebensgefahr sind. Denn dass ein Motorbootneuling ohne jede Vorkenntnis sein 25 km/h schnelles Geschoss vor einem „Fußgänger“ stoppen oder ihm ausweichen kann, ist eine blauäugige Annahme, die schnell von der Unfallstatistik widerlegt werden wird.

Wie „kontrolliert“ schon jetzt auf dem See Motorboot gefahren wird, weiß jeder Badestellenbesucher: Die grünen Flocken, die dort das Ufer zieren, sind kein Blattspinat von Käptn Iglo, sondern pürierte Seerosenblätter. Da wird wohl mal wieder einer mit dem falschen Sportgerät an der falschen Stelle unterwegs gewesen sein. Sanfter Tourismus, Adieu.