Das Dorf und der See

Semlin ist – und das ist schön so – am See gebaut. Seit vielen Hundert Jahren wird das Dorf vom Bauerndeich vor Hochwasser geschützt; dass das Wasser alljährlich im Frühjahr etwas höher steigt, sind die Semliner gewöhnt. Doch dieses Jahr führte die Elbe ihr fatales Jahrhunderthochwasser. „Habt Ihr in Semlin noch trockene Füße?“ war eine häufige Frage, und tatsächlich spitzte sich die Lage zu, als in Fischbeck – vielleicht 35 km Luftlinie westlich – der Elbdeich brach. Für ein paar Tage sah es so aus, als könnte die mächtige Elbe landeinwärts nach Rathenow durchbrechen und sich dort mit der Havel vereinen. Die Folgen wären auch für das Westhavelland katastrophal gewesen. Doch zum Glück bahnte sich die Flut ihren Weg nördlich, und Semlin bekam nur den Rückstau der Havel zu spüren. Der See stieg so hoch, dass der Steg knietief unter Wasser stand, und selbst heute, wo der Wasserstand der Elbe längst 4 m gesunken ist, steht die Badewiese am Bauerndeich nur den Fischreihern zur Verfügung, – und denen ist egal, ob sie nasse Füße kriegen!